Jesus On Extasy – Holy Beauty (2007 Drakkar / Sony BMG)

Holy BeautyGenau wie der paradoxe Name der Bochumer Band Jesus On Extasy bietet auch ihre Musik viele Kontraste und ist gewillt Konventionen aufzubrechen sowie kreativ neue Wege zu gehen. Die Einflüsse kommen dabei, wie man auf der ersten EP „Holy Beauty“ hört, mit tragender Funktion vornehmlich aus den Bereichen Industrial und Rock, lassen aber auch Bezüge zu Indie-Rock erkennen. Die Besetzung ist mit zwei schillernden Damen und zwei nicht minder interessanten Herren geschlechtlich ausgeglichen und dies nutzt diese Formation durchaus kokettierend für einen sinnlich-verführerisch anmutenden Effekt, der sich auch in der Musik wieder findet.

Jesus On Extasy experimentieren auf „Holy Beauty“ mit Rythmuswechseln und Synthi-Effekten, was auch den Bandnamen gerechtfertigt, vermögen es doch manche Klänge höchstwahrscheinlich den Hörer in einen rauschähnlichen Zustand zu versetzen oder gar süchtig zu machen. Das extrovertierte aber trotzdem geheimnisumwobene Image der vier Musiker zeugt von einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein und damit steht ihnen womöglich die Zukunft offen. Gemeinschaftlich bekennt sich die Band verantwortlich für Synth-Effekte. Frontmann Dorian, seines Zeichens durchaus hedonistisch veranlagt, betört dazu mit seiner rauchig-frivolen Stimme, die bisweilen an Christian Death erinnert, aber auch gesanglich sanfte Töne anschlägt. Alicia Vayne ist zuständig für die Gitarrenbretter und kann dabei auf einschlägige Erfahrungen im Biz zurückgreifen, Ophelia Dax bedient hauptverantwortlich gekonnt die Tasten und Chai Devereaux kehrt an einem weiteren 6-Saiter seine wilde Seite nach außen.

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by Volker Beushausen
Auch die Texte kennen kaum Tabus. In „Neochrome“, einem Song mit treibenden, aggressiven Gitarrenriffs wird der Drogenrausch thematisiert und musikalisch reizvoll umgesetzt. Andere Bereiche sind zwischenmenschliche Beziehungen, besungen von dem charismatischen Sänger Dorian Devereaux in „Alone“, und zwar als Kampf des Mannes gegen die dämonische Anziehungskraft der Frau. Einige  weitere Songs haben eine stillere Gangart, wie diese wunderschöne Ballade. Vieles spielt sich textlich im Cyberspace mit computertechnischen Metaphern ab. Für Kenner des Genres gibt es einen KMFDM-Remix von dem mitreißenden „Assassinate me“, dass auch schon auf Szene-Dancefloors betanzt wird. Insgesamt entsteht ein vielseitiges Gesamtkunstwerk. Apropos Kunstwerk: für das Cover und Artwork war kein geringerer als Secret Discovery-Frontmann Kai Hoffmann – beruflich auch Grafkdesigner – kreativ tätig.

Für dieses Genre sicherlich nicht untypisch ist das synthetische Drumarrangement, das aber gelegentlich sehr technisch herauszuhören ist und damit etwas seelenlos klingt. Gerade dies passt aber wieder zum Gesamtkonzept der Gegensätze und alles in allem ist Jesus On Extasy eine vielversprechende Band, die man sich als Liebhaber unkonventioneller Musik nicht entgehen lassen sollte.

VÖ für die CD: 30. März 2007

www.jesusonextasy.com

www.myspace.com/jesusonextasy

Live:
03.04.07 Matrix, Bochum
24.05.07 Pulp, Duisburg,        weitere Dates auf der Homepage

-Lady Reason-