Grauzone - The Sunrise Tapes (1998 Pias)

ImageWer Grauzone hört, denkt meist nur an den „Eisbär" und NDW. Stopp! Unwissenheit führt zu Vorurteilen. Das Werk von Grauzone gehört vielmehr in eine Reihe mit Bands wie Fehlfarben und steht in der Bedeutung „Monarchie und Alltag" in nichts nach.

Die Schweizer Band wurde 1980 gegründet und verfolgte ein Konzept, dass neben der Musik auch die visuelle Darstellung in den Mittelpunkt stellte. Das Instrumentarium wurde ergänzt um Bandmaschine, Lichteffekte und Super-8-Filmprojektionen, so dass Konzerte zu Happenings wurden, bei denen Grauzone das Repertoire und den Sound der jeweiligen Stimmungen der Band und des Publikums anpasste. Das Studio wurde als Instrument verstanden und um der reinen Reproduktion der Studioaufnahmen zu entgehen, strich die Band veröffentlichte Titel aus ihrem Live-Programm.

Einen Überblick über diese Studioaufnahmen bietet die 1998 veröffentlichte CD „Die Sunrise Tapes". Die Musik bot den Soundtrack zu den sich anbahnenden Zürcher Jugend-Unruhen in den frühen 80ern. Punkige Stücke wie „Wütendes Glas" „Schlachet!" und „Ich und Du" erinnern an Fehlfarben. Allerdings arbeiten Grauzone mit Synthesizern, Bändern und Endlosschleifen und kreierten intensive, oft dunkle, Soundcollagen („Kälte Kriecht", „Maikäfer flieg", „In der Nacht"). Ein Stück wie „Film 2" kann heute immer noch in jedem Electro-Club laufen und keiner wird hören, dass das Lied fast 25 Jahre alt ist. Der Moment in dem die zwei Sequenzerläufe synchronisiert werden und die Drum-Box einsetzt ist an Straightness nicht zu überbieten.

PS:
Ach, mir wird ja immer redaktionsintern nachgesagt, mir seien Texte nicht wichtig. Also wenn die Musik schon so unsexy ist wie die Haarfrisur von Tocotronic, dann kann der Text auch nichts mehr rausreißen. Bei Grauzone ist diese Gefahr nie gegeben und Geschichten wie „Der Weg zu Zweit" und „Marmelade und Himbeereis" sind einfach schön, weil sie wahr sind.

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