Das schöne Klavier...

Man sollte meinen, eine Pianistin mit Herzblut gibt Acht auf ihr Instrument. Im neuen Clip von Hania Rani sieht das nicht so aus. Gehen wir aber davon aus, dass das Klavier im Film vom Sperrmüll kam.
Das tut dem Sound von "Leaving" keinen Abbruch. Es ist ein fast schüchterner Track, den man in der Art durchaus von Hania erwarten konnte. "Leaving" ist der erste Ausblick auf oder der erste Einblick in das zweite Album der jungen Polin. Das neue Stück wäre sicher auch auf ihrem Debüt "Esja" gut aufgehoben gewesen, aber geht bereits ein wenig weiter als ihre bisherigen Solo-Klavierstücke.
Für das neue Albums "Home" verspricht Hania Rani andere Töne anzuschlagen. Bei den Aufnahmen für "Home" hat sich Rani mit zwei Jazzmusikern an Bass und Schlagzeug verstärkt.Gemeinsam mit Ziemowit Klimek und Wojtek Warmijak versucht sie ihren Sound weiter zu entwickeln. Das Klavier wird von Bass, Schlagzeug, Streichern, Synthies und Samples ergänzt und Hani kündigt an, das im Sommer auch live umzusetzen.
"Home" wird am 15. Mai bei Gondwana Records erscheinen.

www.haniarani.com

Traumhaft - Domus aus Schweden

domus luciddreaming kleinEs gibt Alben, die müssen so heißen wie sie heißen. Dazu gehört auf jeden Fall "Lucid dreaming" von Domus, das kürzlich bei Astronaut Recordings erschien. Die acht nahezu instrumentalen Tracks der Band sind schlicht ein Traum. Hier wird sakrale Schwere von sphärischer Hypnose abgelöst, olle Synthies geben sich die Klinke in die Hand mit clubtauglichen Beatbrettern und pedalgetriebenen Gitarrensounds.

Domus liefern euch nichts für den Sonntag Nachmittag Tanztee, eher was für lange Samstag Nächte kurz vor der Dämmerung. Ein drängender Sound, der eure Heimstereoanlage herausfordert. Was Henrik Sunbring und Thobias Eidevald auf den Tisch bringen, ist der Sound für eure Tagträume. Musik, die auch psychoaktive Substanzen sicher nicht von der Bettkante schubsen würde. Das nennt man Kraut-Postrock, was sehr schön ist, passt in den Begriff doch eigentlich alles rein.

Die Empfehlung ist, euch das Ding als transparentes Vinyl zu besorgen und akustisch zu inhalieren, wenn ihr versteht, was ich meine.

www.domusband.bandcamp.com

Mit dem dritten hört man besser

Wenn der Sound um den Beat herumeiert, kann Goldroger nicht weit sein. Mit seinen Produzenten Dienst & Schulter hat der Rapper inzwischen einen Trademarksound erschaffen, den das letztens veröffentlichte Album "Diskman Antishock" repräsentiert. Der Titel lässt schließen auf Goldrogers Jugend in den 90ern. Oder sogar in den 80ern?
In diese Richtung geht's zumindest textlich im neuen Track von Goldie. "Kalkulation" ist die brandneue Single, die jetzt schon "Diskman Antishock II" ankündigt. Die Fortsetzung kommt am 08. Mai.
Das neue Album kombiniert wieder Goldrogers assoziative Lyrik mit alternativen HipHop Sounds. Nennt es Fortsetzung, Doppelalbum oder Episode zwei. "Diskman Antishock II" wird für sich genau so gut dastehen wie Schulter an Schulter mit seinem Vorgänger.

www.instagram.com/ichbingoldie

Der Abgrund hinter den Schuhspitzen

Die Melting Palms stellten wir euch vor als eine Band, die The Cure beeinflusst hätte, wenn sie vor 40 Jahren gegründet worden wäre. Das ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn Melting Palms sind deutlich kompromissloser als es Robert Smith und Kollegen jemals waren. Der Hamburger Fünfer serviert brachiale Gitarren in Kombination mit ausufernden Sphärenklängen. Leicht depressive, bittersüße Indie Sounds, getragen von drei Gitarren. Shoegaze, Postpunk, Psych. Da ist alles drin bei den Melting Palms.

Die Hamburger Kapelle hat jetzt den ersten Longplayer am Start. "Abyss" wurde bei La Pochette Surprise veröffentlicht und sollte bei einer schönen, kleinen Clubtour gebührend promotet werden. Wenn die mal nicht dem Virus zum Opfer fällt. Obwohl der Sound von Melting Palms sicher the cure wäre.

www.meltingpalms.bandcamp.com

 

Ganz einfach Kalthauser

Wenn jede Band versucht, den ganz besonderen Sound zu kreieren, ist es tatsächlich einen Versuch wert, mit schnörkellosen Songs zu punkten. Kalthauser aus Chemnitz sind in dieser Richtung unterwegs. Mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Synthie erschaffen die Newcomer deutschen Poprock, den man nicht erst analysieren muss, um ihn zu genießen. Das ist ein Sound, zu dem man gute Küchenparties feiert, mit dem Bier in der Hand in den Türrahmen gelehnt.
Das war schon immer so und wird vermutlich auch so bleiben. Und deshalb braucht man Bands wie Kalthauser, auch wenn sie die Musik nicht revolutionieren. Die Jungs haben neben "Alles brennt" jetzt bereits die zweite, eher ruhige Single "Erlöse mich" am Start. Die beiden Songs sind auch auf dem selbstbetitelten Debütalbum. Daran wird noch ein wenig geschraubt, aber am 08. Mai ist es dann soweit. Plant schon mal eine Party.

www.kalthauser.de

Golden, golden, golden eighties

Im letzten Jahr stellten wir euch bereits Bloodhype vor als eine Band, die das Erbe der 80er und 90er zeitgemäß verwaltet und fortentwickelt. Nun steht "Violent heart" in den Startlöchern und ist damit der erste Vorbote auf das Debütalbum der Band. Im Clip erscheint uns Frontmann Elmar Weyland als ein Wiedergänger von Falco oder meint man das nur, weil's so gut zum Sound von "Violent heart" passt? Doch auch das 80er Jahre Saxophon fehlt nicht und wird als Baritonvariante optisch ansprechend von der argentinischen Jazzerin Sofia Salvo in die Kamera gehalten. Die es darüber hinaus noch schafft, im Clip nicht nur zwischen Keyboards und Saxophon sondern auch regelmäßig zwischen High Heels und Sneakers zu wechseln. Respekt! Und dazu noch diese Synthies....wie früher!
Wir können uns nur wiederholen: Wer die 80er und 90er musikalisch im Herzen trägt, egal ob immer noch oder erstmalig, der wird um das Berliner Indie-Quartett kaum einen Bogen machen können. Wir lassen euch auf jeden Fall wissen, wann während dieses hoffentlich langen Sommers 2020 denn nun genau der Erstling "Modern eyes" von Bloodhype in den digitalen und analogen Plattenregalen stehen wird.

www.bloodhype.com