Mitte der 80er Jahre starb in England der Sozialstaat. Die Gewerkschaften versuchten die Regierung mit erbitterten Arbeiterkämpfen in die Knie zu zwingen. Besonders hart traf es das Bergarbeiterstädtchen Blackwood, der Heimatstadt der Manic Street Preachers. Dort streikten hunderte Minenarbeiter gegen die konservative Hardliner-Politik von Margaret Thatcher - und verloren. Aus der stolzen Arbeiterstadt wurde ein trostloses, desillusioniertes Kaff. Zu dieser Zeit setzten sich vier Freunde ein Ziel: ihrem Ärger über die Borniertheit der englischen Klassengesellschaft Luft zu machen. Mit aggressiv-radikaler Musik sangen sie gegen soziale Ungerechtigkeit an. Ihr Leitspruch: Intelligenz versus Ignoranz.
Rummelsnuff im T5, Duisburg, 14/05/2009
Letztes Jahr war Rummelsnuff der Freak des Feuilletons, wurde staunend herumgereicht und dank Indie-Leitmagazinen wie Intro oder Spex raus aus der EBM-Elektro-Ecke und rein ins Hipster-Geblitze von Festivals wie Melt! oder auch Juicy Beats geholt. Nur wirkte der Käpt´n trotz seines Rufs live “ein Muss zu sein” auf diesen großen Bühnen vor dem Indie-Hornbrillen-Publikum seltsam schüchtern und das trotz seiner Muskelbullen-Präsenz. Am Donnerstag im kleinen autonomen Zentrum T5, zwischen Volxküche, Hansa Pils, DIY-Dilletatismus (Vorgruppe Sender Gleiwitz, klangen wie Alexander von Borsig 1981) und unruhr.de, war davon nichts zu spüren, da war Oberpöbel in Duisburg.
Itchy Poopzkid: "wir schreiben einfach mal so los" - unbeschwert, doch mit vollem Ernst dabei...
Nach einer krankheitsbedingten Zwangspause führten Itchy Poopzkid mit
gewohnter geballter Punkrock-Energie ihre "Dead Serious"-Tour zum
gleichnamigen Werk zu Ende. Im Luxor (der Name trügt ja ein bisschen)
ist es eher klein, heiß und stickig, aber das sollte die fröhlichen
Gesellen ja nicht schocken... Da auch der Backstagebereich eher winzig
ist, ließen wir uns auf der Bühne nieder und Sibbi und Dani erzählten
vom Musiker sein, Fernweh-Fantasien und der Entstehung des Albums im
Studio (und auf dem Klo?). Es gibt auch wieder ein paar private
Geschichtchen und pikante Details, denn die zwei nehmen ja kein Blatt
vor den Mund und scheuen sich auch nicht Peinlichkeiten und Geheimnisse
preiszugeben. Aber entscheidet selbst, ob Dani den falschen Beruf hat
und auch Sibbi vielleicht besser z.B. Profifußballer geworden wäre...
Lenz - Augen auf und durch
Heute war gestern gerade erst morgen
Und morgen wird heute wieder zu gestern
Zeit - die „zutiefst das Menschsein prägende Wirklichkeit" (Heidegger). Wir haben nicht genug von ihr, wir verschwenden oder verlieren sie. Lenz nehmen sie sich ganz dreist und lassen es so wirken, als sei dies das Natürlichste der Welt und gar nicht anachronistisch in einer Epoche, in der alle anderen der Zeit nachjagen, meinen, sie sei Geld, aber nicht verstehen, dass sie an sich keinen Wert hat, außer dem, den wir ihr verleihen. Was wir mit ihr anfangen, macht sie erst wertvoll. Das haben auch die grauen Herren in Michael Endes „Momo" verstanden und betrügen die Menschen um ihre Zeit. Diese fangen an, Zeit für die Zukunft zu sparen und leben so nicht mehr für die Gegenwart. Die Zeit wird wertlos.
Cargo City - On.Off.On.Off.
Die CargoCity ist im weltweiten Waren- und Frachtmanagement eine der zentralen Cargo-Drehscheiben der Welt - und sie hat einem jungen Singer/ Songwriter den Namen für sein Soloprojekt geliefert. Simon Konrad alias Cargo City ist dieser Tage mit seinem zweiten Album „On.Off.On.Off." am Start.
Grizzly Bear - Veckatimest
"The best record of the 00s" (Robin Pecknold - Fleet Foxes).
Gut, in 2009 kann man solche Behauptungen aufstellen - immerhin ohne das Risiko einzugehen, nach hinten raus böse überrascht zu werden. Wahnwitz und Wagemut würde ich aber generell unterstellen, trotz meiner eigenen Neigung zu Superlativen. "Beste Platte des Jahrzehnts" ist schon mehr als dezentes Anpreisen und steigert die Erwartungshaltung ungemein.