Die Eitelkeit ist bei Insta zuhaus

Die Eitelkeit hieß bisher Oscar und die Eitelkeit. Das hilft euch nicht weiter. Es sei denn, ihr seid einer der 213 Follower der Hamburger Band bei Instagram. Aber diese schnöden Fakten interessieren uns bei unruhr nicht. Falsch, denn bei unruhr interesssieren uns eigentlich ausschließlich Bands mit 213 Followern.
Es ist ein neugieriges Interesse, denn noch ist mir nicht klar, was Die Eitelkeit für eine Band ist. Ist das Folk oder der Versuch, Fans von Element of Crime irgendwo abzuholen? Die erste, eitle Single "Technology" bleibt darin unklar. Der Song startet unaufgeregt, um auf halber Strecke Raum zu geben für eine brachiale Gitarre. Oder wie Kenner es formulieren: Country und Folk aufgelöst
im Dröhnen monotoner Krautriffs.
Das klingt vielversprechend und ich prognostiziere, dass die magische Marke von 300 Followern bald gerissen wird.

www.instagram.com/die_eitelkeit_band

 

Rundfunkorchester in cool

Höre ich Sly5thAve, frage ich mich immer: Hab' ich das jetzt schon mal gehört bei James Last, Stevie Wonder, Herbie Hancock, Prince oder im Kino?
Auch das neue Album "Liberation" ist ein fast kammermusikalischer Streifzug durch HipHop und Jazz, durch Soul und Funk. Funky basslines, krasse Gitarren, feiste Bläser und schmalzige Streicher. Das ist alles im Angebot bei Sly5thAve. Es soll Orchestermusik für alle sein, denn Sly5thAve meinte lange Zeit, Orchester seien sehr unzugänglich für die Menschen weltweit.
Doch nun gibt es mit "Liberation" Slys erstes komplett orchester-basiertes Album. Alle 11 Tracks kennzeichnen elaborierte Kompositionen, großmaßstäbige Arrangements, HipHop-Wurzeln und hervorragende Musiker. Fordernder Breitband-Leinwand-Soulfunkjazz  der Extraklasse. Auf jeden Fall zu verwenden, wenn man seine Schwiegereltern beeindrucken möchte.

www.sly5thave.com

Nepal Nocturnes

Tara Lily präsentiert mit ihrer neuen Single "No way out" eine starke, moderne Klavierballade. Das mag erinnern an eine Nocturne der klassischen Romantik. Es reicht allerdings, nicht ganz so tief in die musikalische Mottenkiste zu greifen. Man muss lediglich in die 1990er zurückgehen, denn Taras Stück hat eindeutig etwas vom TripHop der damaligen Zeit.
In "No way out" vermählt sich ein atmosphärisches Piano mit luftig-ätherischen Streichern und mystischen Vocals zu einem intensiven Stück Musik, das im Niemandsland zwischen Jazz, Soul, Pop und TripHop herumgeistert.
Sehr schönes Material der Britin mit bengalischen Wurzeln, die inzwischen auch Jamie Cullum zu ihren Fans zählen darf. Und deshalb sehen wir auch großzügig darüber hinweg, dass der in Nepal gedrehte Clip offensichtlich von einem bekannten Outdoor-Ausrüster gesponsert wird...

www.taralilymood.com

 

Mein Gott, my dear

Es beginnt mit einm schüchternen Piano, einer bedroom Akustikgitarre , einem sanftem Bass und ein wenig Synthieflächen. Zusammen mit der eindringlichen Stimme von Debby Smith wird "Lonely together" zu einem sehr emotionalen Song, der im weiteren Verlauf eine Dancepop-Attitüde offen legt.  Debby schafft es aber, "Lonely together" sehr bewegend klingen zu lassen, ohne in  belanglosem Schmalz oder in Fahrstuhlmusik zu enden.
Die aktuelle Single der Hamburgerin wird viele Menschen direkt ins Herz treffen, mit der melancholischen, aber irgendwie aufbauenden Botschaft des Songs. Und um ganz ehrlich zu sein: Ein Song, in dem der ein wenig altmodisch klingende, aber herzenswarme englische Begriff "my dear" auftaucht, hat bei mir immer gewonnen.
"Lonely together" ist ein weiter Beleg, dass sich das Warten auf Debbys kommemdes Album lohnt. Und so lang dauert es gar nicht mehr. Debby Smith kündigt den Release für den Sommer an.

www.debbysmithmusic.com

Green Pop

Liz Lawrence ist groß geworden mit Reggae und aktivem Umweltschutz. Ich kann sagen, dass ist nicht die schlechteste Kombi. Während sich der Reggae in der musikalischen Vita der Britin inzwischen verflüchtigt hat, ist ihr die Umwelt weiterhin wichtig. Liz baut nicht nur Gemüse an und versucht sich in Ornithologie. Nein, sie transportiert ihre Angst vor dem Kollaps der Natur auch im neuen Song: "Give myself back to mother nature", heißt es in "Big machine".
"Big machine" ist die erste Veröffentlichung des kommenden Lawrence-Albums "Peanuts". Sehr britischer Pop. Catchy, aber edgy. Poppige Passagen treten gern mal in dn Hintergrund für krasse Gitarren, Akustik steht neben Elektronik. Das ist ein Stil, den Liz Lawrence in den letzten Jahren beständig weiter entwickelte und der ihr schon mal ausverkaufte Headliner-Shows in England beschert.
Wir hoffen auf entsprechende Dates in Deutschland, wenn das neue Album am 07. Juni bei Chrysalis Records erschienen ist.

www.lizlawrencemusic.co.uk

Das Feuilleton singt

Avantgardistisch, apokalyptisch, nonkonformistisch und hypnotisch. Das ist in Kürze zusammengefasst Das Feuilleton. Die Leipziger Band gibt es seit 2018 und nun reichen die Jungs das Debütalbum rüber: "Ab morgen bin ich unpolitisch" ist ein schöner, feuilletonistischer Titel, auch wenn Sänger Robert Amarell meint:, "der Albumtitel kann auch mit einem Augenzwinkern verstanden werden und ist einfach 'ne sehr lässige Parole.“
Das Feuilleton dengelt noisige Gitarren, ein industrielles Schlagwerk und kantige Deutschlyrik zusammen zu einem Endprodukt ohne Anspruch auf Massentauglichkeit. "Ab morgen bin ich unpolitisch" erscheint morgen und wird mit den wahren Worten promotet: "Null Komma Null Zeitgeist, keine betont lässige Attitüde, lange Intros, Sessioncharakter, Gitarre-Bass-Schlagzeug ohne groß Schnickschnack, keine Produktionsexzesse und offenbar kein Druck gefällig sein zu wollen oder zu müssen."
Ach...das tut gut in heutigen Zeiten.

www.instagram.com/dasfeuilleton