The Soul Session - One

soul_session_oneWar das schön, als Mutti uns das Butterbrotpapier über den Kamm legte und wir eine avantgardistische Cover-Version von „Hänschen Klein“ bliesen.

 

Wenn einen diese Erinnerung trifft, ist man schon mitten im Debütalbum von The Soul Session, das bezeichnenderweise „One“ heißt. Nämlich bei „Yeah yeah yeah“, einem Fender Rhodes Massaker mit Kammbegleitung. Dass ein Fender Rhodes Piano hier im Mittelpunkt steht wie die Hammond-Orgel bei „Hamjam“ und die Wah-Wah-Gitarre beim Opener „Struggles and blessings“ macht deutlich: Ralph Kiefers Projekt heißt zu Recht The Soul Session!

Der Multinstrumentalist und Komponist spielt mit „One“ ein Album ein, das Traditionen gleichermaßen pflegt und bricht. Neben klassischen Soulstücken wie „Underneath“ und „Soul desire“ mit Gastvokals von Karl Frierson (De-Phazz) steht das Drum & Bass Spektakel „Take off and fly“ oder eine Coverversion des Doors-Klassikers „Light my fire“. Bei letzterem kann man exemplarisch eine dieser permanenten, präsenten, fast schon penetranten Basslines verfolgen, die einem bei „One“ öfters begegnen.

Anaj bedient Ralph Kiefer mit Gesang, der „Woman and man“ zu einem ganz starken Stück macht, das man in dieser Form auch Erykah Badu mal wieder wünschen würde. Und Kay Fischer bläst in „Rootdown“ das Baritone-Sax als wäre er ins Ensemble von Fela Kuti berufen worden.

Im Lauf des Albums rückt daher langsam ins Bewusstsein, dass man es mit einem besonderen Soul-Album zu tun hat. Mit einem ganz besonders guten. So verbindet Kiefer zweimal mehrere Stücke zu einem Ganzen und nennt es dann Suite. Am Ende steht die Horse with no name Suite, welche das gleichnamige, alte America-Stück ins Zentrum stellt. Zwar startet es mit einem Intro, das besser „Camel with no name“ einleiten könnte, doch beginnt damit ein grandioser 11-Minuten-Ritt, der wie ein gebrauchter Schulaufsatz aufgebaut ist (Einleitung-Hauptteil-Schluss), aber zum Höhepunkt von „One“ wird.

Und was gibt es Schöneres, als wenn das Beste am Schluss steht.

 

Erscheinung: 2012 (20.01.)
Label:Agogo Records
The Soul Session bei facebook
Kaufen im unruhr-Popkulturshop.