Nordwestjazz mit Jarman-Pinto

Als kleines Mädchen musste Bryony Jarman-Pinto ihren Eltern von London ins nordenglische Penrith folgen, was einem Kulturschock gleichkommt. Bryony verschrieb sich vielleicht aus Verzweiflung der Musik, was nahe lag, denn ihre Eltern sind beide Musiker.
Wesentlichen Einfluss auf Jarman-Pintos Karriere als Musikerin hatten allerdings nicht die Eltern, sondern Tom Leah, den sie beim Studium in Glasgow kennenlernte. Leah, den man in der Szene als Werkha kennt, überzeugte Bryony von ihren Qualitäten als Sängerin. Als solche tauchte die junge Britin bereits in verschiedenen Werkha-Tracks auf.
Jetzt haben sich die beiden für Jarman-Pintos Debütalbum zusammengetan. "Cage and aviary" erscheint morgen und ist fokussiert auf modernen Jazz. Der Jazz ist das Herzstück des Albums, der aber von elektronischen Sounds begleitet wird. Und so stehen Samplers und Loopers neben jazzigen Vokalimprovisationen und analogen Instrumenten. "Sun kissed" ist ein Track des Albums, der Sound eines entspannten Sommertags mit angenehmer Stimme und Saxophon in trippiger Atmosphäre.

www.bryonyjarmanpinto.com

Coole Schnäuzer

Die Parcels aus Australien beweisen es seit einiger Zeit: Cooler Soul und fetzige Discoklänge haben Hochkunjunktur in Deutschland! Die Welt braucht halt Schnauzbärte und Schlaghosen. Rikas aus Stuttgart waren sicher glücklich über den Steigbügelhalter aus Australien. Aber jetzt sind die vier schwäbischen Jungs allein unterwegs und legen ihre erste Single "Fanny pack party" vor. Der Clip spült längst Vergessenes zurück ins Hirn: Starsky & Hutch, Magnum, Ilja Richters Disco.
Rikas zelebrieren massive Lässigkeit an der Grenze zur Lächerlichkeit. Doch der Sound ist unwiderstehlich. Im Herbst steht das Debüt-Album an, das passenderweise "Showtime" heißen wird und dazu zieht die "Swabian Samba Tour" durch deutsche Clubs.

www.rikasband.de

 

Stil und Ambiente ist unbezahlbar

Doch in dieser Hinsicht ist das neue Album von Tora ein echtes Schnäppchen. Stilvoll und voller Atmosphäre ist "Can't buy the mood" geworden. Das Album zielt in die gleiche Richtung wie der bemerkenswerte Vorgänger "Take a rest", aber deutlich eingedampfter, konzentrierter. "Can't buy the mood" bringt Toras Musik noch besser auf den Punkt.
Die vier Herren aus Byron Bay überzeugen mit elegantem Pop, der mit Soul-Mustern genauso spielt wie mit Electroklängen. Die 13 neuen Stücke bewegen sich zwischen enormer Vielschichtigkeit und erfrischender Einfachheit. Musik mit tiefreichender Oberflächlichkeit.
"Can' t buy the mood" erscheint morgen bei eightydays Records und ist entgegen dem Albumtitel absolut käuflich und eine gute Geldanlage.

www.toramusic.com.au

Pure Provokation, Papi?

Während man sich noch fragt, welche Assoziationen der Bandname Gaddafi Gals denn wohl provozieren soll, lässt die Musik des Trios Gedanken explodieren, lässt sie kreisen um Namen von Kelela über Abra bis hin zu Erykah Badu.
Die Gaddafi Gals produzieren flirrend-fragilen Avantgarde Hip Hop mit R'n'B- Einschlag und werden dafür abgefeiert. Das britische i-D Magazin hält die Gaddafi Gals für "the only german rap trio you need" und unzählige Andere trauen den Dreien den internationalen Durchbruch zu. Dafür reichte bereits die Debüt-EP "The death of Papi", die im letzten Jahr den Ruf der Münchner Gals als modebewusstes Gesamtkunstwerk manifestierte. Die aktuelle Single "Hit on me" gehört zum kommenden Album "Temple", das als esoterisch-futuristisch polternder Soundentwurf für Ende September angekündigt ist. Spannend!

www.gaddafigals.com

Kölner Krabbelgruppe

Und vielleicht haben sich der Levin, der Luca und der Leon tatsächlich um die Jahrtausendwende in der Kita Köln-Widdersdorf kennengelernt. Doch ist es ohne Zweifel cooler, den Gründungsmythos von Sparkling in die Zehnerjahre und nach London zu verlegen. Zumindest wenn man was werden will in der Indie-Szene. Und das haben Sparkling definitiv geschafft. Das Pariser Kultlabel Kitsuné hat den Track "We don't want it" auf einen Labelsampler gehievt. Ein Ritterschlag!
Und das bestimmt nicht nur, weil Sparkling in den Lyrics englisch, deutsch und auch französisch mischt, sondern eher weil die Combo unwiderstehlich treibenden Pop macht mit eindeutigen Zitaten aus den Achtzigern wie beispielsweise die herrlich eiernde Gitarre im Intro von "We don't want it" (ist Kralle Krawinkel tatsächlich schon tot?). Und auch die Videoästhetik hat was von gestern.
Doch nichts liegt Sparkling ferner als das Abfeiern des Vergangenen. „Du willst, dass alles gleich bleibt? Für immer, alles gleich bleibt? Wir gehen zurück in der Zeit... We don’t want it!" Wir schauen also voraus: Das erste Album von Sparkling kommt am 23. August und wird "I want to see everything" heißen.

www.sparklingofficial.com

Fragile!

Oh Gott, hoffentlich zerbricht mir diese Sounddatei nicht! Es scheint wieder einmal unglaublich zerbrechlich, was Moonchild uns ganz aktuell vorlegt. "Too much to ask" ist die neue Single des Trios aus Los Angeles. Der Track verbindet sanft-sanften Gesang mit einem schüchternen E-Piano, einem reizenden Bisschen Gitarre und einer Prise Ukulele in der kernkompententen Mischung Moonchilds aus Newschool Jazz und Soul.
"Too much to ask" markiert die Wiederkehr von Amber Navran, Max Bryk und Andris Mattson nach ihrem erfolgreichen 2017-er Album "Voyager". Zudem kündigt "Too much to ask" die kommende LP von Moonchild an: "Little ghost" soll am 06. September erscheinen. Wenn's vorher nicht zerbricht...

www.thisismoonchild.com