Redaktionspoll 2007

Foto: Katja Helten Das Jahr geht. Die Lieder bleiben. Und wieder nehmen wir sie mit ins kommende Gewesene - für immer. Die Redaktion hat gegrübelt und gelauscht, verworfen und sich berauscht - an dem, was uns 2007 so um die Ohren geflogen ist. Hier ist das, was gelandet ist.

Maximo Park - Our Earthly Pleasures

Gut nachgelegt, Niveau gehalten. Perfekte britische Gartenkunst mit dem nötigen Schuss Avantgarde.

White Stripes - Icky Thump

Erst lange nach Erscheinen gehört und festgestellt: Genau das, was ich erwartet habe. Das ist ausnahmsweise mal ein Lob.

Kammerflimmer Kollektief - Jinx

"Etwas zugänglicher als die letzte", hörte ich irgendwo. Mag sein, aber immer noch in anderen Sphären.

[dunkelbunt] - Morgenlandfahrt

Wegen der Gewürzmischung, die dabei war.

Die Türen - Popo

Wieder auf Legendenkurs.

Itchy Poopzkid – Time to ignite

Bombige Spiel- und Lebensfreude pur von den MTV-gehypten aber immer noch durchaus netten drei Jungs von nebenan!

Big Boy – Hail the Big Boy

Bewundernswert, wie man sich sowohl musikalisch als auch persönlich einfach mal so über jegliche Konventionen hinweg setzen kann!

Jesus On Extasy – Holy Beauty

Ein studiotechnisch echt grandioses Debut-Werk von unseren heimischen Industrialrockern. Endlich mal was Alltagstaugliches auf diesem Sektor!

Smashing Pumpkins – Zeitgeist

Kraftvoll, schräg, laut, leise und mehr... Ich mochte sie ja schon immer, aber hiermit haben sie sich in meinen Musikolymp gespielt!

Billy Talent – Billy Talent II

Eigentlich ist die Scheibe ja schon vom Vorjahr, aber irgendwie bin ich erst 2007 so richtig unheilbar süchtig nach der freakingen Scheibe dieser Superband geworden.

Luise Pop - Gas Station/Turn it off (7inch)

Einsame Akkorde zum Disco-Beat, die bittersüßen Melodien majestätisch gehaucht, Klingklang und Klappern aus dem Inneren der Groovebox: so knistert, scheppert und schrammelt die beste Pop-Single des Jahres.

Von Spar - Von Spar (LP)

Verkopft, radikal, grandios.

Enfant Unique - One Man Society (EP) Schon allein wegen des Muts zum Pathos haben die Berliner all meine Sympathien: Hier wird nur mit den ganz großen Melodien und Gesten gearbeitet. Einfach unverständlich, dass Enfant Unique keinen Plattenvertrag haben.
Grinderman - Grinderman (LP) Vier Schmierlappen aus der Truckerkneipe haben den "No Pussy Blues". Ein massives Tondokument.
Justus Köhncke - Feuerland (12inch) Hat den krautig-hippiemäßigen Charme von Michael Rothers "Feuerland" nicht der Disco geopfert. Unglaublich schöne Melodie.
Stephen Marley - Mind control

Wie der Vater, so der Sohn. Wenn's nur immer so einfach wäre. Marley-Spross Stephen liefert mit seinem ersten Solo-Album einen Kracher, der zeigt, wie zeitgemäßer Reggae klingen kann. Just wie der Stammvater vor 30 Jahren. Das ist Musik, die mitten in die Hose geht, genau zwischen die Beine, trotzdem niemandem auf die Eier.

Nitin Sawhney - In the mind of... Erinnert an wonnige Zeiten, als man glaubte, Frauen mit selbstgemachten Mixtapes auf seine Seite ziehen zu können.
Locomondo - Me wanna dance Weil drin ist, was draufsteht.
Prince - Planet earth Unkraut vergeht nicht.
Ziggi - So much reasons Er hat versucht, die Reggaewelt durch seine Namenswahl in die Irre zu führen. Wir haben es aber gemerkt und sind nicht böse drum, weil er doch so schöne Musik macht.
fear falls burning „once we all walk through solid objects" fantastische box in sound und bild, merkstein in ffb's oeuvre; die vorliegenden bearbeitungen sind nicht teil einer remix-inflation, sondern eigene arbeiten, zusammenarbeiten und reflexionen, inspiriert durch ffb's verständnis von experimenteller gitarrenmusik.
 mirko uhlig "VIVMMI" eine klangästhetik mit vielen zwischenräumen, ein gang durch eine welt, in der trotz des wunsches nach homogenität die dissonanzen reiben und mit vielen kleinen zähnen, aber auch scharfen kanten die wirklichkeit attakieren......
 troum "shutûn"

eine musik gewordene umsetzung des spiralförmigen troum-logos, ein harmonisch / dynamischer strudel mit suggestiver kraft, gleichzeitig unendlich repetetiv und gleichzeitig immer wieder neu wirkend. eines von jenen motiven, die unendlich sind: nie langweilig, obwohl immer gleich; mit dem potenzial, ewig weitergehen zu können und scheinbar (?) immer neue facetten zu offenbaren.
 nadja "thaumogenesis"  ein horizontbreiter hobel, die oberfläche mit all ihren eigenheiten auf eine einzige blanke ebene herunterschleifend, unendlich langsam. kreischende elemente; pulverisiert. ungeheure verdichtung. auswege? entkommen? unrealistisch.und das schöne an dieser art der raum-musik ist es doch, dass sie, obwohl keinen raum mehr zulassend, gerade so die tür zu neuen räumen öffnet. und paradoxien sind doch immer so was von sexy.
 the goslings "grandeur of hair"
das ist schon irgendwie 'rock'. der gestus ist da; irgendwo. brutal und schön zugleich. und irgendwie und -wo mit einer ausstrahlung von gefahr, zu schlitzen zusammengezogene augen, messer hinter dem gürtel. und bei all dem mit hitpotenzial. keine ahnung, wie die das geschafft haben.
Mando Diao – Never Seen the Light of Day
Weil ich nie gedacht hätte, dass ich einmal Country- und Blue-Grass-Reminiszenzen mehr als hörbar finden würde, es mich beeindruckt, wie wandelfähig diese Schweden sind und ich von dem Album einfach nicht genug bekommen kann.
The Films – Don't Dance Rattlesnake Weil sie teilweise stark an ihre schwedischen Freunde erinnern und ihr schmutziger Südstaaten-Rock einfach wahnsinnig Spaß macht.
The Wombats – A Guide to Love, Loss & Desperation
Weil die Stimme von Robert Smith gepaart mit urwitzigen Lyrics, viel Schalala und mitreißenden Melodien mir über kalte, trübe Herbsttage hinweg geholfen haben - und Beuteltiere einfach zu niedlich sind!
The Hoosiers – The Trick to Life
Weil hier drei Jungs am Werk sind, die sich selbst nicht ernst nehmen, aber dafür ihre Musik, die sich aber auch nicht ernst nimmt und Mr. A die beste Ex-Freund-Hmyne ist, wo gibt.
Smashing Pumpkins – Zeitgeist Weil ich als Fan der ersten Stunde einfach nicht aus meiner Haut kann..
The Whitest Boy Alive: Dreams Dieses Album läuft nun wirklich rauf und runter und ist immer noch zum Sterben schön. Zum Lachen mein unwissender Kommentar beim ersten Hören: „Der klingt ja wie Erlend Oye."
Feu Follet & Miina Virtanen: The Icicle Lectures Vol.1
Ich schließe mich dem Kollegen n an, eine der schönsten Platten des Jahres. Wunderschön ist auch die DVD mit Visuals zur Platte, die ich in Ausschnitten gesehen habe. Ist diese eigentlich käuflich zu erwerben?
Various (Kompakt): Total 8
Ordentlich Rumms und Tempo. Muss auch in die Liste. Streitet sich um einen Platz mit Sa-Ra:The Hollywood Recordings, weils Spaß macht und ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Mogwai: Zidane: A 21st Century Portrait Tolle, stimmungsvolle Musik zu einem Filmhighlight aus 2007. Fussballfans, Designfreaks und Zidane-VerehrerInnen: Sollte er mal wieder irgendwo laufen, nicht verpassen!
Wolke: Möbelstück Vieles spricht gegen dieses Album: Es ist nur halb so schön wie sein Vorgänger Sušenky, schon aus 2006 und außerdem kann ich es nicht mehr hören. Genau wie 5:55 von Charlotte Gainsbourg und Pocket Symphony von Air. Aber das Jahr ist ja lang und im Frühling war das der Soundtrack zu meinem Leben. Darf hier also nicht fehlen.
Tocotronic - Kapitulation
Bernd Begemann - ich werde sie finden
rein - halt.mich.los
MIA - Zirkus
Die fünf besten Alben für mich sind diese 4 hier (mehr habe ich, so
fürchte ich, mir nicht an moderner Musik gekauft).

Explosions In The Sky - All Of A Sudden I Miss Everyone

Instrumentales Kopfkino at its best. Trotz grassierender Postrockwelle eine absolut herausragende Platte.

Aereogramme - My Heart Has A Wish That You Would Not Go

Würden alle Bands ihre Karriere so beenden, ertränke die Welt in Tränen. Dieses Album ist jeden noch so kleinen Seufzer wert.

Escapado - Initiale

Habe ich wegen dubiosen Verschwindens gleich zweimal käuflich erworben. Und das ist mir noch nie passiert.

31Knots - The Days And Nights Of Everything Anywhere

Sehr Lo-Fi. Sehr wirr. Sehr seltsam. Sehr gut.

Portugal.The Man - Church Mouth

Kommt leider nicht ganz an das Debüt heran. Das das Album trotzdem hier steht, spricht entweder gegen die anderen Veröffentlichungen des Jahres oder für Portugal.The Man. Ich sage letzteres.