Gute Comics - böse Comics

Kann ein Comic böse sein? Schon mit Aufkommen der Kunstform Comic stellten sich viele Gesellschaftswissenschaftler diese Frage, reduzierten es jedoch weitgehend auf den Verdacht, dass die vermeintlich einfache Erzählweise und Sprache der Comics zur Verdummung und Simplifizierung ihrer Leser beitragen könnte. Heute stellt sich die Frage auf ganz andere Art und Weise: Die Attraktivität der Comics ruft beispielsweise Rechtsradikale auf den Plan. Ziel: Die Kunstform des Comics für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. 

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Jetzt trafen sich erstmals Comicfans und Experten zu einer Fachtagung im baden-württembergischen Bad Boll, um über rechte Comics und Gegenstrategien zu sprechen. Initiatorin des Treffens war die Gesellschaft für Comicforschung.

Wie jedes andere Medium ist auch der Comic weder gut noch böse, sondern gewinnt erst durch seine Inhalte und Intentionen an Relevanz. Insofern dürfte sich die Diskussion über eine besondere Gefahr, die von den Comics ausgeht, schnell erschöpfen. Fakt ist: Ein gut gemachter Comic dringt durch sein anschauliches und emotionales Erzählprinzip schneller in die Köpfe der Menschen vor als ein politisches Manifest. Ob daraus relevantes Handeln entsteht, ist von zahlreichen anderen Faktoren abhängig -  der Sozialisation, der aktuellen Situation beim Lesen des Comics, dem Umfeld, in dem ich es diskutiere usw. Sobald Comics in eine komplexe rechte "Erlebniswelt" eingebunden sind, wird es tatsächlich gefährlich. Denn dann dringt rechtes Gedankengut über verschiedene Kanäle ungefiltert in das Bewusstsein ein.

Daraus folgt: Rechte Comics bekämpft man in erster Linie nicht durch Verbote allein, sondern durch Aufklärung auch abseits der Comicwelt. Klar: das ist eine Binsenweisheit. Und trotzdem fragt man sich, warum die Initiativen gegen Rechts hierzulande permanent auf dem "finanziellen" Prüfstand stehen und mit Mittelkürzungen zu kämpfen haben.

Die Fachtagung hat letztlich aber auch aufgezeigt, dass die Comics ebenso gut für die Aufklärung geeignet sind und im Kampf gegen Rechts eingesetzt werden können. Walter Moers mit seinem "Bonker" ist nur ein Beispiel dafür, auch wenn damit sicher wieder die Frage aufgeworfen werden wird, wie lustig eigentlich Nazis sind. Aber das ist ein anderes Diskussionsfeld.

Nur eines steht fest: Die bisherige Qualität der rechten Comics ist wohl nicht dazu angetan, jemanden zu verführen, sondern zeigt vor allem eines: Nur viertklassige Comiczeichner und -autoren mit einem unterirdisch schlechten Stil können zu Nazis mutieren. Wirklich kreative Menschen gehören zu den Guten. So viel Naivität gestehen wir uns zu - bis das Gegenteil bewiesen ist, was hoffentlich nie geschehen wird.

http://www.comicforschung.de/index.html
http://www.netz-gegen-nazis.de/